Kultur – Volkskunde - Überlieferung
MENSCHEN DES GEISTES UND DER KUNST
Lefkada ist eine Insel mit großer geistiger Tradition. Die geografische Lage – wie bei allen Inseln im Ionischen Meer – gewährleistete für Lefkada eine sehr enge Beziehung zum Westen in Zeiten, da auf Kontinentalgriechenland das geistige Mittelalter der Türkischen Herrschaft vorzufinden war.
Die besondere Kultur von Eptanissa und die herausragende Physiognomie der Insel, die von den Wellen der Meere umschlugen wird, verliehen Lefkada die Möglichkeit, einige der empfindsamsten Dichterseelen hervorzubringen und großzuziehen. Hier wurden geboren oder von hier stammen Spitzenkünstler und Wissenschaftler ab, die griechenlandweit anerkannt und teilweise international erfolgreich sind.
Ioannis Zampelios (1787-1856). Nach seinem Studium in Italien und Paris (Jura, Philologie, Philosophie) kehrt er nach Lefkada zurück und erhält das Amt des Staatsanwalts der Ionischen Inseln. Er hilft Filiki Eteria, widmet sich mit ganzem Herzen dem Heiligen Zweck und wird als wichtigstes Mitglied von Filiki Eteria auf Lefkada bekannt. Er schrieb zwölf national thematisierte Tragödien.
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Lefcadio Hearn |
Spyridon Zampelios (1813-1881). Sohn von Ioannis Zampelios. Historischer Autor, der mit seinem bedeutendstem Werk „Byzantinische Studien“ (1857) versucht hat, die Einheit des byzantinischen Staats zu beweisen. Er zeichnete sich auch als Romanautor aus.
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Aristotelis Valaoritis |
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Angelos
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Kleareti Dipla-Malamou. Dichterin und Prosaautorin, die erste Griechin, die von der Athener Akademie ausgezeichnet wurde.
Nikos Svoronos (1911-1989). Byzantinologe und bedeutender Kenner der modernen griechischen Geschichte, mit einen bedeutenden Werk und internationaler Anerkennung.
Aristoxenos Skiadas (1932-1994). Bedeutender Professor für Klassische Philologie, der Stellvertretender Rektor der Universität Athen.
Nikos G. Katiforis (1903-1967). Romanautor, Theaterschriftsteller und über viele Jahre Chronist für die Zeitung „Rizospastis“.
Gerasimos Grigoris (1907-1985). Schriftsteller, prämiert mit zwei staatlichen Literaturauszeichnungen (1958 und 1963).
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Der expressionistische
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Nanos Valaoritis. Bedeutender Hyperrealist, Dichter, Schriftsteller und Theaterautor.
Agnes Baltsa. Bedeutende Opernsängerin. Mezzosopran mit beneidenswerter internationaler Karriere.
SITTEN UND GEBRÄUCHE
SITTEN UND GEBRÄUCHE
Die Sitten, Gebräuche und das kreative Wort der Menschen auf Lefkada, die Segen und Flüche, Märchen und Rätsel, seine satirischen Darbietungen und die amüsanten Erzählungen stellen die Schätze einer reichen und großen Tradition, die größtenteils bis heute lebendig geblieben ist.
Viele Gebräuche folgen den Heiligentagen und dem Kreis des Lebens – Weihnachts-, Oster-, Karnevals- und Fastenzeitbräuche. Die wichtigsten sind die
WEIHNACHTSBRÄUCHE: An Heiligabend backen die Frauen Christbrote oder Christgebäck und ein Kreuz. Für die machen sie Kreuze und für die Mädchen Vlachen oder Balouben. Am Abend des Vorweihnachtstages schneiden sie das Kreuz und versammeln sich im Haus um den gedeckten Tisch, auf dessen Mitte eine Weinflasche steht. Das Kreuz wird geviertelt und auf die Flasche gestellt. Alle strecken ihre rechte Hand aus, fassen das Kreuz an, schneiden das Kreuz und wüschen sich dabei etwas.
NEUJAHRSBRAUCH: An Sylvester schmücken die Bewohner von Lefkada ihre Häuser mit Wasserzwiebeln – dem so genannten Mohn – weil es dem Haus Glück beschert, und an Neujahr empfangen sie das neue Jahr mit dem Brauch der Diana, in dem die Philharmonie von Lefkada die Hauptrolle spielt. Diana heißt „Morgenstern” – Hymne, Lied oder Gebet. An Sylvester, bevor es morgen wird, geht die Philharmonie auf die Straße, gefolgt von vielen Jungen und Alten, die ihnen nachsingen, und spielt fröhliche Stücke und den „Morgenstern“, während sie immer wieder Pausen vor den Häusern einlegt, um den Menschen Neujahrswünsche zu überbringen. Diana ist vermutlich ein Überbleibsel aus der Zeit der Venezianischen und der Englischen Herrschaft.
DREIKÖNIGSFEST: Am Dreikönigsfest, wenn der Despot das Kreuz ins Wasser wirft, tauchen die Anwesenden Orangen dreimal ins Meer, die sie mit Leine zusammengebunden haben. Danach hängen sie Heiligenbilder auf, während sie diejenigen aus dem vergangenen Jahr, die erhalten geblieben sind, wegwerfen.
OSTERN: An Karsamstag, um neun Uhr morgens, treten die Frauen ans Fenster und „werfen das Stück“ auf die Straße. D.h., sie werfen einen Tonteller, Tongefäß o. ä., zur Not auch einen Ziegelstein oder etwas Gläsernes – generell etwas Zerbrechliches, das in Stücke zerspringt. Die Scherben dürfen nicht am selben Tag weggeräumt werden. Das Stück – besagt die Überlieferung – wird geworfen, um die Traurigkeit, die Stille und Trauer der Karwoche zu brechen. Später, sobald die Glocke läutet, begibt sich die Philharmonie auf den Hauptstraßen der Stadt und spielt Märsche. So vermischt sich die Musik mit dem gar nicht melodischen, aber fröhlichen Lärm der zerspringenden Gefäße.
BERUFE UND BESCHÄFTIGUNGSARTEN IN DER REGION
BERUFE UND BESCHÄFTIGUNGSARTEN IN DER REGION
Die Landwirtschaft war über Jahrhunderte die Hauptbeschäftigung der Einwohner von Lefkada und die wichtigste, um ihren Lebensunterhalt abzusichern. Beliebte und ertragreiche landwirtschaftliche Arbeiten waren die Kultivierung der Olive, vor allem in der Ebene, und der Weinanbau in den Bergregionen der Insel, eine Tätigkeit, die die Einwohner von Lefkada bereits in der Antike liebten. Viele antike Autoren – wie Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) und Athenaios (160-250 n. Chr.), der Autor des “Gelehrtengastmahls” – stellen Bezüge zum berühmten Wein von Lefkada her. Neben den landwirtschaftlichen Arbeiten gehörten Viehzucht und Fischerei, Handel sowie praktische Alltagsberufe zu den wichtigen Beschäftigungen der Einwohner.
Aus der Beschäftigung mit Landwirtschaft und Viehzucht gingen Berufe hervor, die in kleinen Agrargemeinschaften selbstverständlich sind, sich etabliert haben und ihre eigene Tradition entwickelten: Landwirt, Mäher, Müller, Ölmüller, Gräber, Maurer, Schornsteinfeger. Die übrigen traditionellen Berufe – Schuster, Möbelbauer, Fassmacher, Schmied, Schneider und Händler – unterstützten die Hauptberufe, mit denen die Familien ihren Lebensunterhalt verdienten.
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Stickerei aus Lefkada |
TRACHT VON LEFKADA
FRAUENTRACHT (HOCHZEITSTRACHT)
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Hochzeitstracht |
MÄNNER (HOCHZEITSTRACHT)
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Hochzeitstracht |
MUSIK
Die Musikvorlieben der verschiedenen Inselregionen spiegeln auch deren kulturelle Homogenität wider. In den Dörfern wird Volksmusik und Rembetika gehört – Ergebnis des ständigen Kontakts, den sie mit Roumeli hatten. In der Stadt bevorzugt man Chormusik oder Mondolinaten, ein Exempel für die enge Beziehung zu Italien, denn während der gesamten venezianischen Herrschaft bis zur Vereinigung mit Griechenland studierten die Kinder reicher Familien Medizin oder Jura in Italien und brachten mit ihrer Rückkehr aus die Kultur und werte des Westens mit.
Die Venezianer förderten wiederum ihre Kultur auf Eptanissa, was dazu geführt hat, dass bis heute ihr Einfluss auf den Gebieten Musik und Bildung deutlich erkennbar ist.
Lefkada hat die zweitälteste (nach Korfu) Philharmonie in Griechenland (1850). Der aktive Verein trug zur Entwicklung der musikalischen Bildung der Bewohner von Lefkada bei, während er auch bei wichtigen historischen Ereignissen stets präsent war, etwa bei der Vereinigung von Eptanissa 1864, der ersten modernen Olympiade 1896 in Athen, der Zwischenolympiade 1906 u. a. Im Jahr 1983 erhielt die Philharmonie die Auszeichnung der Akademie Athen. In der Philharmonie existieren eine Musikschule, ein Orchester, eine Band und mehrere Musikensembles.
In Lefkada werden außerdem verschiedene traditionelle Tanzensembles, Chöre und Mandolinaten betrieben, die griechenlandweit und international aktiv sind.